Servus zusammen,
da ich anlässlich des Threads SemperVideo "interface" einige PNs erhalten habe, in denen ich darum gebeten worden bin, das noch einmal etwas ausführlicher zu erklären, habe ich mir gedacht, dass ich einfach eine kurze Anleitung dafür erstelle.
In diesem kleinen Tutorial möchte ich also erklären, wie man für 4:3-Bildmaterial einen schönen Rahmen zaubert, damit man im 16:9-Modus, in dem YouTube-Videos laufen, keine schwarzen Ränder mehr hat oder das 4:3-Material auf 16:9 strecken muss, was - zumindest in meinen Augen - nicht gut aussieht. Hier habe ich mal beispielhaft ein in 4:3 aufgenommenes Emulatorspiel mit einem schicken Rahmen verziert.
Ich werde im Folgenden das Vorgehen und die resultierenden Pixelzahlen für Material in den Größen 720p und 1080p angeben und erläutern. Sollte man in einer höheren 16:9-Auflösung produzieren wollen (beispielweise 1152p), kann man das Tutorial natürlich auch analog dafür verwenden, da sich am Prinzip nichts ändert. Für diejenigen, die sich nicht alles durchlesen möchten: Ganz unten im Beitrag findet ihr direkt Vorlagen für 480p, 720p, 1080p und 1152p.
Zuallererst benötigen wir ein Grafikprogramm unserer Wahl, es muss lediglich Ebenen unterstützen. In Frage kommen dafür z.B. Adobe Photoshop oder GIMP (kostenlos). Meine Erklärungen sind für Photoshop, sollten aber in GIMP ähnlich verlaufen, da das Programm auch alles anbietet, was man braucht.
1. Die richtige Größe
Damit erstellen wir nun eine Grafik mit einer bestimmten Größe. Soll das Video am Ende in YouTube maximal im Modus 720p laufen, muss die Grafik die Größe 1280 Pixel (in der Breite) und 720 Pixel (in der Höhe) haben, für 1080p benötigen wir 1920 Pixel (in der Breite) und 1080 Pixel (in der Höhe).
Nun ist es hilfreich, sich gleich zu Beginn eine Ebene mit der Größe des vorab produzierten Videos zu erstellen, um angenehmer arbeiten zu können. Für 720p wird das Video im Regelfall in der Auflösung 1024*768 aufgenommen worden sein (welches wir aber durch die 720er Höhe des 16:9-Formats auf 960*720 herunterskalieren müssen, dazu später mehr), für 1080p in der Auflösung 1440*1080. Ich demonstriere das für den Fall, dass wir in 1080p produzieren wollen:
Diese Ebene (im Beispiel blau) verdeckt nun alles, was auch unser 4:3-Video verdecken wird - somit sehen wir in weiß die Flächen, die später unseren erstellten Rahmen enthalten werden. Mit ein klein wenig Mathematik wissen wir nun, dass links und rechts vom Video jeweils ein Bereich von 240 Pixeln Breite verfügbar ist, in dem wir uns austoben dürfen - für 720p bleiben analog 160 Pixel pro Seite übrig.
2. Schattierung
Im nächsten Schritt möchten wir erst einmal eine Schattierung einfügen, damit sich das 4:3-Video ein wenig vom Hintergrund abhebt und das Ganze gleichzeitig etwas Tiefe bekommt. Hierzu blenden wir die blaue Ebene, welche unser 4:3-Video darstellen soll, erst einmal aus. Nun erstellen wir unter der blauen Hilfsebene eine neue Ebene (im Beispiel Schatten Grundlinien genannt), Photoshop benutzt als Standardeinstellung für neue Ebenen einen transparenten Hintergrund, was für uns ideal ist. Solltet ihr aus Versehen die Ebene oberhalb erstellt haben, klickt einfach im Ebenenfenster darauf, haltet die Maustaste gedrückt und zieht es in der Liste unter die blaue Hilfsebene. Wir müssen nun in dieser Ebene eine etwas breitere, vertikale Linie direkt unter die ersten Pixel des Videos einfügen, die die Grundlinie der Schattierung darstellen soll. Für dieses Beispiel benutze ich eine 5 Pixel breite, schwarze Linie. Da wir wissen, dass der linke Bereich 240 Pixel breit ist, befindet sich die Linie also auf den Pixeln 241-245. Das Gleiche machen wir auch auf am rechten Rand - hier muss die Linie entsprechend auf den Pixeln 1676-1680 platziert werden, damit wir nicht aus dem Bereich herausragen, der vom Video verdeckt wird. Für 720p wären es die Pixel 161-165 und 1116-1120.
Als Test kann man nun die blaue Ebene einblenden und kontrollieren, ob die gerade erstellten Linien darunter verschwinden. Ist das der Fall, können wir weitermachen, ansonsten müssen wir die Linien entsprechend noch einmal an die richtige Position schieben.
Nun wird es Zeit, die Schattierung zu erstellen. Dafür müssen wir in die Fülloptionen der Ebene Schatten Grundlinien, was wir in Photoshop bei einem Rechtsklick auf die entsprechende Ebene im Ebenenfenster direkt finden oder alternativ oben im Menü über Ebene - Ebenenstil - Fülloptionen erreichen können. Hier wollen wir unseren beiden Linien nun einen Schein nach außen hinzufügen, also klicken wir links in der Auswahlleiste einfach auf Schein nach außen, wodurch es automatisch aktiviert und uns die Detailoptionen dazu angezeigt werden. Die Einstellungen im folgenden Bild sind nur beispielhaft und können nach Belieben verändert werden, bis man mit der Optik zufrieden ist.
Man kann nun wieder testweise die blaue Hilfsebene einblenden, um zu prüfen, ob das Ergebnis dem entspricht, was man sich vorstellt.
3. Grafiken einfügen
Nun, da wir das Schwierigste eigentlich schon hinter uns haben, müssen wir nur noch den immer noch freien, weißen Bereich mit Leben füllen - hier sind eurer Fantasie und Kreativität keinerlei Grenzen gesetzt, beispielsweise wären das Logo vom Spiel und einige Charaktere daraus passend. Wir beginnen damit, eine Ebene unterhalb der Schattenebene zu erstellen (im Beispiel Grafik genannt).
In diese Ebene können wir nun nach Belieben unsere gewünschten Grafiken einfügen. Sind wir damit fertig, könnte beispielsweise so etwas dabei rausgekommen sein:
Ich empfehle euch, den fertigen Rahmen als PNG-Datei abzuspeichern, damit keinerlei Verluste entstehen.
4. Die Vereinigung
Was wir nun noch machen müssen, ist den Rahmen mit unserem Video zu verbinden. Da jeder ein anderes Videoeditingtool benutzt, werde ich hier nur das Prinzip erklären - wir benötigen hierfür auf jeden Fall ein Videoeditingtool, welches mehrere Videospuren zulässt.
Zuerst fügen wir unsere gerade erstellte Grafik in die erste Videospur ein. Nun laden wir unser 4:3-Video ebenfalls in unser Schnittprogramm und setzen es in die zweite Videospur (die für gewöhnlich über der ersten Videospur liegt). Jetzt müssen wir nur noch das Video zentriert ausrichten und haben unser gewünschtes Ergebnis im Vorschaufenster. Was wir jetzt noch tun müssen, ist die Anzeigedauer für die Grafik auf die Länge des Videos zu strecken, sodass beide gleichzeitig beginnen und auch gleichzeitig aufhören.
Haben wir das erledigt, müssen wir das Video nur noch rendern und erhalten unsere Videodatei, die wir direkt auf YouTube hochladen können.
Ich empfehle hierbei aber, das Video erst einmal verlustfrei aus dem Schnittprogramm zu exportieren (z.B. mithilfe des verlustfreien Codecs Lagarith) und es dann mit einem x264-tauglichen Programm auf die Endform zu bringen. Tutorials zu einigen kostenlosen Programmen finden sich im selben Unterforum wie dieses Tutorial auch. Hierfür gibt es im nächsten Abschnitt noch einige weitere Infos und Vereinfachungen.
Sollte man Adobe Premiere oder Sony Vegas benutzen, kann sich den Zwischenschritt über Lagarith sparen und direkt mithilfe des DebugMode FrameServers eine temporäre .avi-Datei erstellen, die man dann durch MeGUI oder ähnliche x264-fähige Programme jagt. Der FrameServer gibt hierbei einfach Frame für Frame die Daten an den x264-Encoder weiter. Wichtig ist lediglich, dass man im FrameServer als Farbraum YUV2 auswählt und nach dem Klick auf Next das FrameServer-Fenster offen lässt, bis der x264-Encoder mit dem Rendern fertig ist. Das hat einfach die Bewandtnis, dass der FrameServer quasi den Postboten zwischen Videoschnittsoftware und x264-Encoder spielt - fällt der Postbote aus, können die beiden Programme nicht mehr miteinander kommunizieren. Also: FrameServer offen lassen, bis der Rendervorgang beendet ist!
5. Alternativen
Geht man den Weg über x264, ist das Zusammenfügen von dem Video und dem Rahmen auch ohne extra Schnittsoftware mit Lucki's neuem Tool AviSynth Scriptgenerator möglich. Hierfür müssen lediglich der linke und der rechte Rand als eigene Grafikdateien vorliegen und lassen sich dann ganz ohne Extrasoftware mit dem Video verbinden. Danke für den Hinweis!
6. Vorlagen
Für weniger Aufwand eurerseits habe ich mal für 480p, 720p, 1080p und 1152p jeweils die PSD-Datei hochgeladen.
Ihr müsst somit nur noch eure Grafiken in die richtige Ebene einfügen und das Ganze als .png abspeichern, dann kann es bei 4. Die Vereinigung bzw. 5. Alternativen weitergehen.
Ich werde eventuell demnächst noch ein Videotutorial dazu machen, je nachdem ob Bedarf besteht oder nicht. Anregungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge sind gerne gesehen, welche ihr mir einfach hier im Thread oder per PN zukommen lassen könnt.
LG Sinan