Hallo Forum,
da die Frage aufkam, wie man ein altes Spiel mit dem DOSBox-Emulator zum Laufen kriegt und ich hier unter den Tutorials noch nichts dazu gefunden habe, hab ich mal drangesetzt und ein kleines Tutorial zur Installation und den grundlegenden Einstellungen geschrieben. Viel Spaß damit.
[size=medium]Einleitung:[/size]
Ich mache es kurz und knapp: DOSBox ist ein Open-Source-Emulator mit dessen Hilfe sich die Hardware der älteren x86-Generation emulieren lässt um ältere Spiele oder Programme wieder nutzen zu können. Wir werden in diesem Tutorial DOSBox installieren, konfigurieren und eine Verzeichnisstruktur anlegen, mit der wir hinterher bequem alle Spiele spielen können. Das Programm gibt es jetzt schon seit ein paar Jahren und da der Quellcode offen ist, gibt es DOSBox-Versionen für so gut wie jedes Betriebssystem. Dieses Tutorial richtet sich allerdings nur an Windows (XP, Vista,7) Benutzer (Linuxuser bräuchten so ein Tutorial wahrscheinlich auch gar nicht:D).
[size=medium]Installation:[/size]
Zuerst besuchen wir die offizielle DOSBox-Entwicklerseite unter www.dosbox.com und laden unter Downloads die aktuelle Version für Windows (im Moment ist das Version 0.74) herunter und speichern die Datei in einem Ordner unserer Wahl. Optional kann man sich auf der Seite noch die deutsche Sprachdatei und Readme herunterladen. Anschließend starten wir die Datei DOSBox0.74-win32-installer.exe, klicken zweimal auf Next und können danach das Installationsverzeichnis (hier D:\Tools\Dosbox\) angeben. Mit einem Klick auf Install starten wir die installation. Anschließend kann der Installer mit einem Klick auf Close beendet werden. Wer die deutsche Sprachdatei heruntergeladen hat, kann jetzt die Dateien in das Installationverzeichnis der DOSBox entpacken.
Das war's schon mit der Installation. Kommen wir nun zur...
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Konfiguration:[/size]
DOSBox kann verschiedene Arten und Zusammenstellungen von Hardware emulieren d.h. wir können sowohl einen alten PC mit 386er oder 486er CPU, 16 MB RAM und CGA-Grafik, als auch einen Pentium I mit 128 MB RAM und SVGA-Grafik emulieren. Die verschiedenen Einstellungen werden in einer Datei mit dem Namen dosbox.conf gespeichert. Um diese Datei und damit die Einstellungen der DOSBox konfigurieren zu können, müssen wir die Datei erst einmal erstellen. Dazu starten wir die DOSBox mit einem Doppelklick auf der Datei DOSBox.exe und geben im DOSBox-Fenster folgenden Befehl ein: config -writeconf dosbox.conf .
DOSBox erstellt daraufhin die Datei dosbox.conf in unserem Installationsverzeichnis. Mit einem Textprogramm (ich benutze Notepad++) können wir die Datei nun öffnen und uns anschauen.
Die Datei ist eigentlich sehr gut kommentiert (alles hinter der Raute # sind Kommentare zu den jeweiligen Einstellungen darunter), aber wenn man das zum ersten Mal sieht, erschlagen einen die Einstellungsmöglichkeiten doch etwas. Deshalb werde ich einige wichtige Einstellungen kurz erklären.
Im Abschnitt [sdl] können einige Einstellungen zum Verhalten der Fenster gemacht werden. Setzt man z.B. den Wert fullscreen von false auf true und speichert anschließend die Datei, startet die DOSBox von nun an immer im Vollbildmodus. Unter fullresolution kann man die Auflösung im Vollbildmodus ändern. Voreingestellt ist hier original und für die meisten Spiele funktioniert das auch gut. Sollte es trotzdem mal passieren, dass man ein kleines 320x240 Bildchen auf seinem 22"-Monitor hat, kann man unter output eine andere Einstellung als surface wählen und damit klappt es dann auch mit dem Vollbild. Mit der Einstellung autolock kann man einstellen, ob DOSBox die Maus "einfangen" soll, wenn man in das DOSBox-Fenster klickt ("befreien" kann man sie wieder mit Strg+F10).
Im nächsten Abschnitt mit der Bezeichnung [dosbox] kann man unter language eine Sprachdatei angeben, die man zuvor heruntergeladen hat (z.B. language=deutsch.lng). Darunter findet man für Spiele und das LPen drei wichtige Einstellungen: machine, captures und memsize. Unter machine kann man die Grafikkarte des zu emulierenden Systems angeben. Da ich im Moment Alone in the Dark 2 spiele, habe ich die etwas bessere svga_s3 eingestellt. Für Monkey Island oder andere Adventures dieser Zeit würde aber auch vgaonly ausreichen. Unter captures kann man den Ordner bzw. Pfad angeben, unter dem mit der DOSBox aufgenommene Videos oder Bilder gespeichert werden sollen. Mit der Einstellung memsize legen wir fest wieviel RAM in MB unser System haben soll. Voreingestellt ist hier 16 und das genügt für die meisten Spiele auch, wie man auf dem Bild unten sehen kann benötigt Alone in the Dark 2 leider etwas mehr.
(Anmerkung: Bei der Emulation generell gilt, dass viel nicht immer viel hilft. Es macht zum Beispiel keinen Sinn ein Spiel wie Maniac Mansion mit diesen Einstellungen zu spielen. Der Speicher und auch die Grafikkarte wäre völlig überproportioniert und würden im schlimmsten Fall sogar euer System und damit auch den Emulator bremsen.)
Im Abschnitt [cpu] können wir nun noch einige Einstellungen zu unserem emulierten Prozessor vornehmen. Die Einstellung core sollte man auf auto lassen. Unter cputype kann man, wenn man denn die Systemanforderungen des Spiels kennt, die CPU auf das geforderte Model einstellen. Wenn man die Systemanforderungen nicht kennt oder sich nicht sicher ist, lässt man es ebenfalls auf auto - die DOSBox findet meistens selber heraus, welchen Prozessortyp sie emulieren muss. Mit der Einstellung cycles kann man festlegen, wieviele Befehle unser emulierter Prozessor pro Millisekunde verarbeiten kann. Auch diese Einstellung kann man auf auto stehen lassen. Wenn das Spiel trotzdem nicht läuft bzw. zu langsam läuft kann man die Anzahl der cycles entweder auf einen festen Betrag erhöhen (z.B: cycles=fixed 12000) oder man stellt es wie ich direkt auf max, wenn man ein neueres der alten Spiele spielen möchte.
Die nächsten Abschnitte befassen sich mit den Soundeinstellungen, so wie alternativen Kontrollern. Da ich bisher keine Probleme mit den Voreinstellungen hatte würde ich dazu raten, diese Einstellungen auch erst einmal so zu lassen.
Im Abschnitt [dos] gibt es noch verschiedene Einstellungen für die Speicherverwaltung. Wichtig ist hier vielleicht noch die Einstellung für die Extended Memory Specification (Ich liebe Wikipedia!) oder kurz: XMS. XMS verwaltet den Speicher oberhalb von einem MB, d.h. die meisten Spiele brauchen XMS (z.B. Ultima 8 oder eben Alone in the Dark), andere Spiele oder Programme (z.B. Windows 2.1) funktionieren nur, wenn man diese Einstellung auf false setzt. In der Regel kann man aber auch hier die Voreinstellungen so lassen.
Kommen wir nun zum wichtigsten bzw. nützlichsten Abschnitt: [autoexec]. In diesem Abschnitt können wir alle Befehle eintragen, die die DOSBox bei jedem Programmstart automatisch ausführen soll. Um die DOSBox bzw. unseren emulierten DOS-PC nutzen zu können, müssen wir hier einen Ordner festlegen, den DOSBox dann als virtuelles Laufwerk C benutzt. Ich habe mir dazu einen Ordner mit dem Pfad D:\Games\Classic für meine alten Spiele erstellt und mit dem Befehl mount c d:\games\classic\ wird die DOSBox nun bei jedem Start diesen Pfad als Hauptverzeichnis des virtuellen laufwerks C erkennen. Zusätzlich habe ich noch ein virtuelles Laufwerk D erstellt und dieses mit dem Befehl imgmount d d:\games\Classic\indark2\cd\aitd2.iso.cue -t iso mit dem Image meiner Alone in the Dark 2 CD verknüpft. Dieses Image ist also der Inhalt meines virtuellen Laufwerks D. Zum Abschluss habe ich nochmal den Befehl c: eingegeben, damit die Eingabeaufforderung der DOSBox immer sofort im Laufwerk C startet.
Am Anfang klingt das alles etwas kompliziert. Man muss sich aber eigentlich nur klar machen, dass man von jetzt an echte und virtuelle Pfade hat. Der Inhalt des echten Ordners in D:\Games\Classic ist also der Inhalt des virtuellen laufwerks C. Wenn ich mir also in der DOSBox den Inhalt meines Laufwerks C mit dem Befehl dir anzeigen lasse, sehe ich den Inhalt des Ordners unter D:\Games\Classic. Um von Anfang an Problemen aus dem Weg zu gehen kann ich nur empfehlen alle echten Ordner und Verzeichnisse auf einer anderen Partition anzulegen als C. Also z.B. so wie ich es gemacht habe oder mit dem Verzeichnis D:\DOSBox\Games. Auf jeden Fall sollte man es vermeiden, sein echtes Laufwerk C auch als virtuelles Laufwerk C einzutragen.
Wenn die Konfigurationsdatei fertig bearbeitet ist, muss man die Einstellungen noch speichern und dann kann es losgehen.
[size=medium]Spielen:[/size]
Wenn ihr bis hierhin keine Probleme hattet müsste eigentlich schon alles laufen. Ihr legt in der Konfigurationsdatei den Pfad für euer virtuelles Laufwerk C fest und bindet euer CD-Laufwerk bzw. das Image eurer Spiele-CD (oder Diskette) ein. Dann startet ihr die DOSBox, wechselt z.B. mit dem Befehl d: in euer virtuelles CD-Laufwerk D, installiert das Spiel (denkt immer daran: das Laufwerk C, das DOSBox bzw. das Spiel euch vorgibt, ist nicht euer echtes Laufwerk C) und legt los. Als Tipp kann ich euch nur noch raten alle Spiele, die mit der DOSBox laufen, in einen Ordner mit mehreren Unterordner zu installieren und diesen Überordner dann in der Konfigurationsdatei als Laufwerk C einzustellen. So landet ihr immer direkt in eurem "Classic-Games" Ordner und spart euch die Tipperei. Wie gesagt, DOSBox ist schon ein paar Jahre alt und mittlerweile wurden schon viele Spiele und Programme von der Community auf Funktionsfähigkeit getestet. Wenn ihr also mal nicht wisst, ob oder wie euer Spiel oder Programm läuft schaut am besten in die Kompatibliitätsliste auf der Projektseite. Häufig finden sich dort noch ein paar zusätzliche Tipps, mit welchen Einstellungen ein Spiel gut oder besser läuft.
[size=medium]Let's Play:[/size]
Um von den Spielen, die man mit der DOSBox spielen kann, Videos aufzunehmen kann man entweder Fraps benutzen, wobei man dann schon einen etwas besseren PC (und viel Platz auf der Festplatte) braucht, oder man benutzt die eingebaute capture-Funktion der DOSBox. Dazu drückt man, wenn man das Spiel gestartet hat, die Tastenkombination Strg+Alt+F5 um die Aufnahme zu starten und die gleiche Tastenkombination nochmal um sie wieder zu beenden. Die Videos werden als *.avi-Dateien im Ordner "Capture" gespeichert. DOSBox verwendet hierfür allerdings den ZMBV-codec, der nur von sehr wenigen Videobearbeitungsprogrammen erkannt wird. Wenn ihr also ein Video mit der capture-Funktion aufgenommen habt, müsst ihr das Video ggf. noch mal konvertieren, um es dann in eurem Videobearbeitungsprogramm nutzen und bearbeiten zu können.
[size=medium]Links:[/size]
Hier noch einige Links, für Leute, die es genauer wissen möchten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Emulator - Wiki-Eintrag zum Thema Emulation
http://www.dosbox.com/ - Entwicklerseite der DOSBox mit den wichtigsten Downloads
http://www.dosbox.com/wiki/Main_Page - Wiki zu DOSBox
http://www.antonis.de/dos/dos-tuts/dosfaq.htm#2 - FAQ zu MS-DOS mit Befehlsüberischt und Tutorials
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That's all, folks![/size]
So das war's schon mit meinem kleinen Einsteigertutorial zu DOSBox. Wenn ihr noch Fragen, Anregungen oder Kritik habt, schreibt sie in den Thread oder schickt mir ne PN. Wenn ich Zeit habe und euch bei einem Problem mit DOSBox helfen kann, werde ich das gerne tun. Wie gesagt, als Neuling erschlagen einen diese ganzen Sachen etwas, aber probiert es einfach aus und in ein paar Tagen werdet ihr eure DOSBox nicht mehr missen wollen.
Wer möchte kann natürlich auch mal alte Progamme oder Betriebssysteme installieren, z.B. Windows 3.1...
...oder mal einen alten DOS-Browser wie Arachne ausprobieren.
Aber das erkläre ich dann vielleicht ein andern Mal in einem weiteren kleinen Tutorial.:D
Bis dahin!
edit: typos und so...